Inhaltliches Programm der Kunstschule Buchen
Für die Kunstschule habe ich ein Lehrprogramm entwickelt, das den Teilnehmern helfen soll, sich der Bildenden Kunst praktisch zu nähern.
Folgende Überlegungen liegen ihm zugrunde:
Wir nehmen unsere Umwelt visuell als Farbe und als Helligkeitskontrast wahr, daraus bilden wir durch in der Regel unbewusste Verknüpfungen mit anderen Sinneseindrücken und –Erfahrungen Vorstellungen von der räumlichen Gestalt sowie der Materialbeschaffenheit der betrachteten Gegenstände, anders gesagt: wir sehen Form, Farbe und Struktur.

Um künstlerisch tätig zu werden, ist es natürlich notwendig, eine inhaltliche Idee zu entwickeln. Dieser Idee, die in einem kreativen Prozess entsteht, soll dann ein gestalterischer Ausdruck verliehen werden, der vom Betrachter wahrgenommen und „verstanden“ werden kann. Idee und Ausdruck lassen sich nicht unbedingt getrennt entwickeln und betrachten.

Ausdrucksmedien der Bildenden Kunst sind z.B. Malerei und Zeichnung, Bildhauerei und Druckgrafik sowie die Übergänge zu anderen Bereichen wie z. B. Schauspiel oder Film.
Um die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln, ist es u.a. sinnvoll, Gegenstände aus der Natur abzubilden, da hierbei eine Ergebniskontrolle möglich ist (wenn z.B. ein Holzwürfel eher wie ein Wollknäuel aussieht, oder ein Apfel eher wie eine Kartoffel, muss man sich ja nicht auf die künstlerische Freiheit berufen oder offensichtliche Fehler ästhetisch umdeuten, sondern kann einfach noch ein bisschen üben). Dieses Verfahren fördert die Disziplin, die eigene Arbeit kritisch zu betrachten und weiterzuentwickeln.

Die Übungen
Die oben angedeuteten Bereiche lassen sich in sinnvolle Teilfragen untergliedern. Dadurch treten die jeweils untersuchten Fragen deutlicher hervor und es zeigt sich, dass schon relativ kleine Änderungen in Farbe, Form und Struktur die Gesamtwirkung stark beeinflussen können:

- Farben mischen: Dazu machen wir Versuche, die ein erstes Gefühl dafür vermitteln können; mit der Zeit geht’s dann immer schneller und genauer.
- Farbe betrachten: Bei weiteren Übungen beobachten wir die Wirkung von Farbflächen und den Strukturen, die durch den Farbauftrag zunächst zufällig, dann aber absichtlich und gezielt entstehen. Wir sehen, dass Farbflächen warm, flauschig, bewegt oder sonst wie wirken können. Viele Künstler haben ihr Werk dieser Thematik gewidmet, es lohnt sich also, hier viele Experimente zu machen.
Dann folgen Übungen, Oberflächen aus der Natur nachzubilden: Borke, Blatt, belebtes oder unbelebtes, alles ist durch seine Oberfläche charakterisiert.
Ähnliche Versuche machen wir mit dem Bleistift, dann wenden wir uns der Form zu.
- „Perspektive“ hat jeder schon mal gehört (das war das mit den Fluchtlinien), aber wie zeichne ich z.B. eine Treppe richtig, oder eine Schachtel die vor mir liegt,  also so, dass es glaubhaft aussieht? Auch mit diesem Thema haben sich viele Künstler ihr Leben lang fruchtbar beschäftigt.
- jetzt beginnen wir die neuen Erkenntnisse zu verknüpfen und machen Übungen zur Komposition, beschäftigen uns mit Proportion und Maßverhältnissen.

Erst wenn alle diese Bereiche hinreichend beherrscht werden, ist es sinnvoll, komplexere Abbildungen, wie eine Landschaft, eine ganze Pflanze oder ein Portrait zu versuchen; auch hier lassen sich wieder sinnvolle Teilbereiche untersuchen.
Die hier umrissene Beschäftigung mit bildnerischen Fragen schult die handwerklichen Fertigkeiten, vor allem aber auch die Wahrnehmung. Daraus kann dann eventuell eine eigene schöpferische Kraft entstehen, die – wenn sie entsprechend kultiviert wird – in eine künstlerische Tätigkeit führen kann.

Im Unterricht möchte ich Freude am Umgang mit Farben (und anderen Medien) vermitteln, und dazu gehört natürlich auch das Erfolgsgefühl, etwas gelernt zu haben. Gleichzeitig entsteht ein Verständnis für immer mehr der unzähligen Werke, die im Lauf der Menschheitsgeschichte entstanden sind. Wir lernen geeignetere Fragen an ein Kunstwerk zu richten als: „Was soll das darstellen“.

Bichan Maschajechi